Die beiden spanischen Unternehmen, die praktisch das gesamte Erdöl in die besetzte Westsahara exportieren, halten sich weiterhin bedeckt.
Bildunterschrift: Das Tankschiff Med Blue Jay, als es im Februar 2023 in Carteya Guadarranque bei Gibraltar eine Ladung von Cepsa aufnahm.
Auf die spanischen Ölgesellschaften Cepsa und Repsol entfallen mindestens 84 % aller Erdölprodukte, die im Kalenderjahr 2023 in der besetzten Westsahara ankamen.
Western Sahara Resource Watch (WSRW) hat 114 Erdöltransporte in das Gebiet im vergangenen Jahr analysiert. Fast das gesamte Öl kam aus Spanien, der Rest aus Häfen in Marokko (9,35 % der Gesamtmenge) sowie eine einzige Ladung (etwa 2 %) aus Bulgarien.
WSRW schätzt das Volumen auf ungefähr eine halbe Million Tonnen, was relativ genau der Mengen aus den Vorjahren entspricht.
Die Berechnung dieser Menge basiert auf den Fahrtrouten von 23 verschiedenen Schiffen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr solche Ladungen in das Gebiet transportiert haben. Die Schiffe hielten insgesamt 83 Mal in El Aaiún und 74 Mal im Hafen bzw. Ankergebiet von Dakhla. Bei einigen der Einfuhren wurden beide Häfen angelaufen.
Erdölerzeugnisse sind für Marokko zur Aufrechterhaltung seiner Besatzung des Gebiets unerlässlich. Die in der Westsahara ankommenden Erdölprodukte dienen in erster Linie als Treibstoff für Fahrzeuge, Motoren und Schiffe, die an der illegalen Plünderung des Gebiets beteiligt sind oder von der marokkanischen Armee für militärische Zwecke verwendet werden.
Die Gesamtmenge des in die besetzte Westsahara transportierten Öls wird für das Jahr 2023 auf 505.000 Tonnen geschätzt. Die Berechnung basiert auf der Größe der einzelnen Schiffe und ihrer Transportroute. Darüber hinaus wurden die Veränderungen des Tiefgangs berücksichtigt. Der Tiefgang ist der Abstand von der Wasserlinie bis zum Boden des Schiffes, und Änderungen dieses Abstands resultieren aus dem Löschen oder Laden der Schiffsladung.
WSRW bat Cepsa 2022 in einem Schreiben um eine Stellungnahme zu den Verladungen. Das Unternehmen antwortete, dass "wir Kohlenwasserstoffe für die Verteilung auf dem sahrauischen Territorium liefern, die vollständig zugelassen sind". Auf die Frage, auf die Gesetze und Institutionen welches Staates sie sich beziehen, erklärte das Unternehmen gegenüber WSRW, dass "wir uns nicht weiter dazu äußern werden". WSRW schrieb Cepsa in den Jahren 2014, 2017 und 2018 an. Ein kurzes Schreiben des Unternehmens vom 8. November 2018 ließ die Fragen zu demselben Punkt unbeantwortet.
Am 21. Februar 2022 schrieb WSRW an Repsol. Das Schreiben wurde nicht beantwortet.
Das Volumen der in die Westsahara verschifften Erdölprodukte im Jahr 2022 ähnelt dem von WSRW für die Jahre 2021 und 2020 beobachteten Mengen, ist aber niedriger als das von WSRW für 2019 ermittelte. Der Rückgang von 2019 auf 2020 kann möglicherweise auf eine weitaus konservativere WSRW-Methode zur Berechnung der Ladung an Bord der Schiffe zurückgeführt werden, die ab dem Jahr 2020 angewendet wurde.
Wie in den Vorjahren ist die französische Reederei Sogestran, die das Tankschiff Mayoury kontrolliert, die mit Abstand am stärksten beteiligte Reederei. Im Jahr 2023 entfielen auf dieses Schiff 21,6 % des gesamten in das Hoheitsgebiet verschifften Erdöls. Das Unternehmen hat seit 2017 auf kein einziges Schreiben von WSRW bzw. APSO geantwortet, auch nicht auf die Schreiben von 2020 und 2022.
2023 war das erste Jahr seit 2010, in dem kein einziger schwedisch-norwegischer Transport verzeichnet wurde. Der Handel der skandinavischen Länder war einst sehr umfangreich und war Gegenstand des WSRW-Berichts Fuelling the Occupation im Jahr 2014.
2023 wurde ein neues marokkanisches Tankschiff, Challah (IMO 9933913), in Dienst gestellt. Das Schiff wurde 2022 gebaut und hat die gleiche Größe wie das große Schiff Mayoury. Seine erste Fahrt in das besetzte Gebiet fand am 22. Januar 2023 statt.
Im Jahr 2024 wurde die Mayoury vermutlich an einen marokkanischen Akteure verkauft und nach Malta umgeflaggt. Dieser Trend folgt den früheren marokkanischen Übernahmen der in schwedischem Besitz befindlichen und unter norwegischer Flagge fahrenden Wisby-Flotte, über die bereits berichtet wurde. Dadurch kontrollieren marokkanische Interessensgruppen zunehmend die Flotte, welche das Besatzungsregime versorgt.
Es ist möglich, dass die hier dargestellte Übersicht nicht vollständig ist und dass einzelne Lieferungen der Überwachung durch WSRW entgangen sind. Möglicherweise gibt es gewisse Ungenauigkeiten bei der Berechnung der Ladung bestimmter Schiffe, die die russische Fischereiflotte vor der Küste der Westsahara mit Treibstoff versorgen, da die Tiefgangswerte manchmal schlecht oder unzusammenhängend angegeben werden.
WSRW geht davon aus, dass 55,7 Prozent der Gesamtmenge auf Repsol entfielen (exportiert von den Raffinerien im Hafen von Cartagena Escombreras) und 28,7 Prozent auf Cepsa (von den Häfen von Carteya Guadarranque, Huelva und Teneriffa). Im Jahr 2022 hatten die beiden Unternehmen ungefähr das gleiche Exportvolumen. Die Beteiligung von Repsol ist daher deutlich wichtiger als die von Cepsa.
Für WSRW ist unklar, welche Unternehmen hinter den Exporten aus Las Palmas und Algéciras in Spanien sowie aus Jorf Lasfar und Tanger in Marokko stehen dürften. Die Exporte in Varna in Bulgarien kamen vom Ölterminal der bulgarischen Firma Naftex Petrol.
Die 23 Erdöltanker, die an den Transporten für das Kalenderjahr 2023 beteiligt sind, sind: Argan, Atlantis Alicante, B. Atlantic, B.Sun, Bice Amoretti, Cathy Theresa, Cedar, Challah, Etrusco, Ft Sturla, Ginostra M, Karpathos, Kassos, Lamentin, Mayoury, Med Baltic, Med Blue Jay, Med Emre, Mt Bandirma, Nivar, River Oak, Tingis und Vs Salma.
Die Tankschiffe fahren unter folgenden Flaggen: Malta (7), Marokko (4), Marshallinseln (3), Italien (3), Zypern (2), Dänemark (1),
WSRW hat eine ähnliche Übersicht der Erdölausfuhren für die Kalenderjahre 2022, 2021, 2020 und 2019 erstellt.
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